Das Zauberpilze kein Hype des 21. Jahrhunderts sind weiß man schon lange, doch wo kommen sie her, wer hat sie entdeckt und wofür wurden Pilze schon nachweislich vor über 5.000 Jahren verwendet?
Die Verwendung von Zauberpilzen lässt sich Jahrtausende zurückverfolgen. Die ersten hinweise auf den Gebrauch der Psilocybinhaltigen Pilze entstanden ungefähr 9000 – 7000 v. Chr. In der Tassillebene im heutigen Algerien wurden Felszeichnungen entdeckt, die maskierte, mit Pilzen bedeckte “Götter” zeigen. Hinweise auf den Verzehr von Zauberpilzen gibt es auf allen Kontinenten von Nordafrika bis Südamerika. Das Schnitzen von Pilzen tauchte vor etwa 1.000 Jahren auf. Die Art und Weise, wie und warum Pilze gegessen wurden, wird von vielen Forschern spekuliert, aber man nimmt an, dass sie bei religiösen Zeremonien eine wichtige Rolle spielten.
Als der Wissenschaftler R. Gordon Wasson im Jahre 1950 eine Reise nach Mexiko zur Erforschung verschiedenster Einheimischer Kulturen unternahm, wurde er von einer mazatekischen Schamanin eingeladen, an einer Pilz Zeremonie teilzunehmen. Maria Sabina hieß die Frau, welche in dem kleinen Örtchen Huautla de Jimenez als Heilerin, bekannt und respektiert war. In ihrem einfachen Lehmziegelhaus hielt sie Heilungszeremonien für kranke ab. Dabei verband sie christliche Gebete mit alten schamanistischen Ritualen. Bei diesen Behandlungen verzehrten die Heilerin und ihre Gemeinde häufig Pilze. Vorher wurde den Pilzen nicht sonderlich viel aufmerksamkeit geschenkt. 1957 wurde sein Erlebnis in einem Artikel des Time Magazine unter dem Namen “Seeking the Magic Mushroom” veröffentlicht. Dank Wassons Lektor wurde der Begriff Magic Mushrooms geprägt. Somit fand das Thema seinen Weg in die westliche Kultur und wurde wieder in das öffentliche Bewusstsein getragen. Kurz darauf wurde das aus den Pilzen vorkommende Psilocybin und Psilocin vom Chemiker Dr. Albert Hoffmann isoliert. Als Wasson zurück nach Mexiko kam und den Einheimischen das isolierte Psilocybin zeigte, nahm Maria es ein und bestätigte die Wirkung des Chemisch hergestellten Psilocybins. Dadurch war klar, dass Psilocybin die entscheidende Substanz der Wirkung ist. Allerdings bereute Maria Sabina Wasson in die Geheimnisse der Pilze eingeweiht zu haben. Nach der Veröffentlichung des Artikels strömten in den späten 1960er Jahren immer mehr Touristen in das Land, welche die Wirkung der Pilze erleben wollten. An jeder Ecke wurden die magischen Pilze verkauft, die in der Kultur lange als heilig galten. Auch in das Dorf der Heilerin kamen immer mehr Touristen, welche laut Marias aussagen “keinen Respekt” vor der Substanz hatten.
Einige viktorianische Ethnobotanikforscher, wie Richard Evan Schultes, schrieben über den indianischen Gebrauch psychedelischer Tränke und Schnupf Mixturen.
Der Wissenschaftler Terence McKenna behauptet sogar, dass Zauberpilze eine wichtige Rolle in der kognitiven Weiterentwicklung der Menschen spielten. Die sogenannte Stoned-Ape Theorie geht davon aus, dass die schnelle und drastische Weiterentwicklung der menschlichen Spezies direkt durch den konsum von psilocybinhaltigen Pilzen beeinflusst, wenn nicht sogar stark vorangetrieben wurde. Affen sollen vor 2 Millionen bis 300.000 Jahren bei dem Rückgang der Wälder Afrikas und der Entstehung der Savanne die Bäume verlassen und das Grasland betreten haben. Auf dem Grasland verfolgten und jagten sie Beutetiere, welche oft viele Mengen an Dung hinterließen. Die in Afrika gefundene Art Psilocybe Cubensis, sowie viele anderen psilocybinhaltige Pilze gedeihen in Dung. Somit ist es fast unmöglich, dass Menschenaffen zur damaligen Zeit nicht auf Pilze gestoßen sind. Es ist auch sehr unwahrscheinlich das sie diese nicht gegessen haben. Die Hypothese schlägt also vor, dass die Einnahme von Pilzen die Entwicklung von Kognition, Empathie und Sprache enorm beschleunigte. Dies soll letztendlich eine viel schnellere kognitive Evolution vorangetrieben haben.
Als Dr. Timothy Leary im Zeitraum 1960 bis 1962 angefangen hat mit Psychedelischen Pilzen Studien durchzuführen, war Psilocybin noch legal. Zu diesem Zeitpunkt wurden Zauberpilze sowohl als Genussmittel konsumiert, als auch in Studien im medizinischen Kontext verwendet. Leider wurde Dr. Leary von seinen Kollegen nicht unterstützt, weshalb das Harvard Psilocybin Programm zum stehen kam. Leary wurde danach zu einem der führenden Befürworter von Magic Mushrooms und Psychedelika. Pilze und die psychedelische Erfahrung prägten die Dekade der 1960er, trotz des Verbots im Jahr 1965.
Das Verbot im Jahr 1965 war allerdings erfolgreich, Psilocybin war in Vergessenheit geraten. Jedoch findet die Psychedelische Erfahrung langsam wieder ihren Weg in unsere Gesellschaft. Nachdem die Niederlande und Portugal Psilocybinhaltige Trüffel als Genussmittel entkriminalisiert haben, werden mittlerweile auch unzählige Studien mit Psilocybin, an denen sogar die Charite beteiligt ist, durchgeführt.
Alles zu den Studien und klinischen Fortschritten im Bezug auf Psilocybin erfährst du im nächsten Blogbeitrag. Wenn du wissen möchtest wie sich eine Psychedelische Erfahrung im Wald anfühlt, dann schau doch mal in unserer neuen Podcast Folge auf dem “Mycelf Podcast” vorbei. In der Folge sprechen die Gründer Lionel und Philemon Schibli über eine atemberaubende Psilocybin-Reise im Wald und teilen ihre Erkenntnisse, welche sie dort sammeln konnten.