Psychedelika, darunter auch der Pilz, sind aktuell noch in weiten Teilen der Welt illegal. In den meisten Ländern fallen sie unter Kategorien wie etwa “Droge mit einem hohen Missbrauchspotential ohne medizinischen Nutzen”.
Dabei werden psychedelische Substanzen bereits seit Jahrtausenden von Menschen konsumiert. In nahezu allen Kulturen gibt es eine Tradition ihrer Verwendung. Sie waren wichtiger Teil religiöser Rituale und wurden zum Zwecke der Heilung eingenommen.
Im Westen wurde ihr Einsatz in der Psychotherapie von den 50er bis in die 70er Jahre intensiv erforscht. Man nutzte insbesondere LSD, das übrigens aus einem Pilz gewonnen wird, zur Behandlung von Suchterkrankungen, Depressionen, Zwangsstörungen und der Todesangst von Krebskranken. Schon damals, vor über 50 Jahren, waren die Ergebnisse äußerst vielversprechend. Sie deuteten darauf hin, dass der Einsatz von Psychedelika in der Psychotherapie bessere Erfolge verspricht als alle bis dahin bekannten Therapieverfahren. Trotzdem wurden LSD und andere psychedelische Substanzen 1966 in den USA verboten, der Rest der Welt zog kurz darauf nach. Trotz der vielversprechenden Forschungsergebnisse galt dieses Verbot auch für die Wissenschaft und den Einsatz in der Therapie, ein Vorgang der Rückblickend Kopfschütteln verursacht. Wie konnte es so weit kommen?
Am wichtigsten sind hierfür sicherlich politische Gründe. Anders ist es nicht zu erklären, dass auch wissenschaftliche Forschung trotz positiver Ergebnisse verboten wird.
Das Verbot erfolgte zu einer Zeit, als sich die USA mitten im Vietnamkrieg befanden. Die US Regierung sah dort die Chance, den Kommunismus zu bekämpfen ohne gleich den Atomkrieg mit Russland zu riskieren.
In den Jahren davor war in den USA eine Jugendbewegung entstanden, die diesen Krieg entschieden ablehnte. Wir kennen sie heute als “Hippies”.
Der Konsum psychedelischer Substanzen war in dieser Bewegung weit verbreitet.
Ein wichtiger Effekt den diese bei vielen Konsumenten auslösten, war, dass sie sich viel mehr mit anderen Menschen verbunden fühlt und sich selbst in anderen erkennen konnten. Damit wurde für sie Krieg als Mittel zur Problemlösung inakzeptabel.
Die Mitglieder dieser Bewegung gingen nun zu zigtausenden auf die Straßen um gegen diesen Krieg zu demonstrieren. Die Regierung sah sich zunehmend durch diese Proteste bedroht.
Das Demonstrieren konnte man den Menschen in einer Demokratie nicht verbieten, daher verbot man die Substanzen, die für viele ein Symbol dieser Bewegung waren.
Diese Gegenkultur wurde von der Gesellschaft aus vielen weiteren Gründen als Bedrohung empfunden.
Die jungen Menschen entwickelten Werte, Interessen und Einstellungen die sehr weit von denen des Mainstream entfernt waren. Sie taten Dinge die für die Menschen damals wirkten, als seien sie verrückt geworden, da sich die Mehrheit überhaupt nicht in sie hinein versetzen konnte.
Wenn zum Beispiel 1960 jemand sein Studium aufgab um nach Indien zu reisen und Yoga zu lernen, war dies so weit von der Realität der Mehrheit entfernt dass es für viele tatsächlich so wirkte als sei der Jenige verrückt geworden. Heute ist das nichts derart ungewöhnliches mehr.
Auch war es damals äußerst unüblich, denn Sinn des eigenen Berufs in Frage zu stellen. Dass ein Mensch den einmal erlernten Beruf aufgibt weil er keinen Sinn mehr darin erkennt oder erkannt hat das etwas anderes mehr zu ihm passt, kam in der Realität der meisten Menschen nicht vor.
Wer Psychedelika selbst erlebt hat, weiß sehr gut, dass sie dazu anregen, Dinge zu hinterfragen und in einem anderen Licht zu sehen. Genau dies geschah auch bei der Jugendbewegung der 60er und 70er Jahre. Menschen die diese Substanzen erlebt hatten, fingen an, Fragen zu stellen. Sie trafen eigene Entscheidungen, die weit von denen der Mehrheit abwichen. Auch wurden nun Autoritäten in Fragen gestellt, und es wurde immer schwerer, die Menschen zu kontrollieren. Viele sahen nun die Stabilität der Gesellschaft als Ganzes in Gefahr.
Die Art und Weise wie LSD von einigen prominenten Befürwortern promotet wurde trug ihr übriges dazu bei. Der ehemalige Harvard Professor Timothy Leary wurde berühmt mit dem Spruch “Turn on, tune in, drop out”. Er rief damit bewusst auf, LSD zu nutzen um die Werte der Gesellschaft in Frage zu stellen und aus dieser auszusteigen.
Psychedelika wurden damit um so mehr als Bedrohung wahrgenommen.
Ohnehin fürchtet die Gesellschaft oft die Veränderung.
Es lag nahe, dass, wenn viele Menschen psychedelische Erfahrungen machten, dies mit Sicherheit zu Veränderung führen würde. Und Veränderung macht Angst.
Die Angst vor diesen Substanzen geht aber noch tiefer.
Normalerweise werden Initiationsrituale von den Erwachsenen für die Jugend organisiert, um die Jungen in die Gemeinschaft aufzunehmen. Zu dieser Zeit hatte nun die Jugend mit dem Konsum von LSD ihr eigenes Initiationsritual geschaffen von dem die Erwachsenen nichts verstanden. Das LSD brachte sie eine Gedankenwelt, die den Erwachsenen völlig fremd war und Angst erzeugte. Anstatt wie üblich eine Verbindung zwischen Alt und Jung zu herzustellen, schuf dieses Ritual Abstand und trennte die Generationen.
Während dieser Zeit kam es auch zu einigen spektakulären Unfällen. Sowohl Pilze als auch LSD zählen laut dem Psychiater und Psychopharmakologen David Nutt zu den sichersten Drogen überhaupt. Bei Menschen mit einer genetischen Vorbelastung für die Entwicklung einer Psychose kann eine starke Erfahrung allerdings dazu führen, dass diese ihre erste psychotische Episode erleben.
Es ist außerdem wichtig, dass Psychedelika im richtigen Umfeld eingenommen werden. Die Wahrnehmung wird stark verändert, und man findet sich unter Umständen in einer komplett anderen Realität wieder. In diesem Zustand können auch Gefahren nicht mehr realistisch eingeschätzt werden. Gerade bei hohen Dosierungen gehört dazu deshalb auch, sich währenddessen von einer anderen Person begleiten zu lassen.
Diese Voraussetzungen wurden nicht immer beachtet. Es kam daher zu einigen Unfällen, unter anderem stürzte jemand unter dem Einfluss von LSD aus dem Fenster.
Daraus entstanden dann Schlagzeilen, wie das “Menschen unter LSD aus dem Fenster springen weil sie glauben sie könnten fliegen”. Auch die Verwendung als Partydroge führte zu einigen Unfällen.
Zu dieser Zeit entwickelte sich die Meinung der Regierung bereits immer mehr gegen diese Substanzen, was zusammen mit derartigen Unfällen dazu führte dass die Medien irgendwann dieser Einstellung folgten. Dabei hatten sie lange Zeit äußerst positiv über die Forschung mit Psychedelika berichtet.
Dass Psychedelika in der westlichen Zeit lange Zeit vergessen waren, liegt auch daran, dass sie durch die Katholische Kirche unterdrückt wurden.
Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass im antiken Griechenland der Mutterkornpilz Ergot Teil religiöser Rituale war. Ungefähr 2000 Jahre lang existierte dort der Mysterienkult von Eleusis. Höhepunkt dieses Rituals war die Einnahme eines Tranks namens Kykeon. Diejenigen die ihn getrunken hatten, machten daraufhin eine Erfahrung von Tod und Wiedergeburt, ein Erlebnis das bei psychedelischen Erfahrungen häufig vorkommt.
Zahlreiche Persönlichkeiten der Antike wie etwa der Kaiser Mark Aurel und griechische Philosophen wie Sokrates und Platon zählten zu den Teilnehmern dieses Rituals. Auf diese Weise haben Psychedelika somit vermutlich einen wichtigen Teil zur Kultur des antiken Griechenlands beigetragen, das auch als Wiege der westlichen Kultur insgesamt gilt.
Dieser Kult wurde etwa im Jahr 400 verboten, nachdem der christliche Glaube immer mehr von der römischen Amtskirche bestimmt wurde.
Diese lehrte nun, dass ein Gläubiger nur über ihre Lehre zu Gott kommen kann, alle Rituale die Menschen möglich machten selbst mystische Erfahrungen zu erleben wurden verboten.
Zu sehr hätte das den absoluten Machtanspruch gefährdet. Diese Ablehnung der Kirche vor eigenen mystischen Erfahrungen durch Substanzen, gilt bis heute. Abgesehen von Weihrauch, Myrrhe, Hostie und Wein, die allesamt schon einen starken Glauben brauchen um darauf was übernatürliches zu erleben.
Mit Sicherheit hat auch eine allgemeine Angst vor dem Unbekannten dazu beigetragen. Psychedelische Erfahrungen können den Konsumenten auch dazu zwingen, sich den eigenen Ängsten und Schattenseiten zu stellen. Diese gehören für viele Menschen jedoch zu genau den Aspekten ihrer Persönlichkeit, die sie lieber verdrängen möchten. Während einer psychedelischen Erfahrung gibt es diese Möglichkeit nicht. Die Substanz zwingt schonungslos, sich mit diesen Punkten zu beschäftigen. Je mehr man gegen die Erfahrung ankämpft, um so schwieriger wird sie und um so eher führt es dazu, dass die Erfahrung überfordert. Genau das wird dann auch oft als Horror-Erfahrung bezeichnet. Viele der Erzählungen, die Psychedelika in Verruf bringen, düften so entstanden sein. Findet so eine Erfahrung im richtigen Umfeld und mit der richtigen Begleitung statt, lassen sich auch schwierige Erfahrungen zu einem guten Abschluss bringen und führen zu tiefgründigen Erkenntnissen.
Aktuell gibt es erste Anzeichen dafür, dass das Verbot insbesondere von Psilocybin in Zukunft gelockert wird. In den USA hat die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA die Verwendung von Psilocybin im Rahmen einer Psychotherapie inzwischen als “Breakthrough Therapy” eingestuft, als Therapie mit besonders hoher Wirkung. Das bedeutet auch dass die Behörde aktiv mit den Forschern zusammenarbeitet und hilft die Studien so zu gestalten, dass sie so bald wie möglich zu einer Zulassung führen. In mehreren amerikanischen Städten und Bundesstaaten wurden psilocybinhaltige Pilze inzwischen auch für den privaten Gebrauch entkriminalisiert. In Deutschland startet 2021 an der Universität Mannheim die erste Studie, bei der die Behandlung von 144 Depressiven mit Psilocybin erforscht wird.
Somit gibt es viel Grund zur Hoffnung, dass das große Potential dieser Substanzen bald wieder allen Menschen zur Verfügung steht.
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Warum also ist der Pilz illegal?
Wahrscheinlich liegt es am Vietnamkrieg. An dem was unsere Wissenschaftler bisher über den Pilz herausfinden konnten, liegt es jedenfalls nicht.